Strukturierung einer vielfältigen Landschaft der „Kulturen“

Die christliche Kirche, in ihrer bereits seit fast einem Jahrtausend bestehenden, hierarchisch strukturierten und in Theologie und Liturgie ausdifferenzierten Form, war mit ihren Bistümern und Klöstern die kulturtragende Institution des unter Karl dem Großen (reg. 768–814) wiedererrichteten (West-)Römischen Reich, insbesondere unter der sächsischen Dynastie der Ottonen. Unter Kaiser Otto I. (* 912, reg. als Kaiser 962–973) wurde 968 das Erzbistum Magdeburg als neue Kirchenprovinz mit den untergeordneten Suffraganbistümern Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Zeitz (später in Naumburg) und Meißen gegründet. Dies beschnitt einerseits die bestehenden Bistümer Mainz und Halberstadt, verdichtete andererseits die Organisation der Kirche nach Osten hin: christliche Mission und politische Herrschaftsausprägung gingen Hand in Hand.

Bildung

Die Gründung von Kathedralen und Klöstern mit ihrer Geistlichkeit ermöglichte die Einführung der Kulturtechniken des Lesens und Schreibens, zugleich entstanden auch Zentren des Landesausbaus und der Agrikultur.

Zentraleuropa

Diese Vorteile erkannten auch die Fürsten Mitteleuropas, seien es diejenigen, die bereits zum Heiligen Römischen Reich gehörten, seien es dessen Nachbarn im heutigen Polen, Tschechien, der Slowakei oder Ungarn. Die meisten konnten oder wollten sich der Tendenz zur Ausbildung von fest umrissenen Territorien nicht entziehen. Die Kirche war dabei ein strukturbildender Faktor. Allerdings gab es innerhalb herrschender Dynastien, wie z. B. den Přemysliden, heftige Auseinandersetzungen um Macht und Vorherrschaft einzelner Mitglieder, auch um den neuen Glauben. Doch nach der Errichtung der Kirchenprovinz Magdeburg entstanden in rascher Folge weitere Bistümer, die stets eine enge Verbindung mit den weltlichen Herrschern entstanden.

Kaiser Otto I. der Große unterrichtet den sächsischen Hochadel von der Gründung des Erzbistums Magdeburg