Bischof Bernhard III. von Meißen

Auf Meißener Seite ist als bedeutende Persönlichkeit Bischof Bernhard von Kamenz (* um 1230, amt. 1293–96) herauszustellen. Er amtierte nur kurz, aber mit dem Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern in der Lausitz rief er eine bedeutende geistliche Institution ins Leben, die bis heute existiert und trotz barocker Bereicherungen und Umgestaltung in seiner mittelalterlichen Form und Ausstattung recht gut erhalten ist.

Bernhard ist als Persönlichkeit von besonderem Interesse, da wir an ihm die Karriere eines Lausitzer Adeligen zwischen dem Dienst für Herzog Heinrich IV. von Schlesien-Breslau in den Jahren 1279–90 und am Hofe König Wenzels II. von Böhmen nachvollziehen kann. Für diesen ging er 1292 zur Königswahl nach Frankfurt, aus der dann Adolf von Nassau als König hervorging. Da Adolf sich bald im Streit mit dem Markgrafen Friedrich von Meißen befand, ist davon auszugehen, dass der gleichzeitig 1293 zum Bischof gewählte Bernhard auch diesem gegenüber eine distanzierte, die Interessen der Diözese wahrende Haltung einnahm. Bernhard war es, der im Jahr seines Amtsantritts Pirna an Böhmen veräußerte.

Dombau zu Meißen

Meißen, Dom, Inneres nach Osten
Meißen, Dom, Inneres nach Osten. Foto: open source/Clewe2807, 9. 8.2016)
 

Bernhard war, trotz häufiger Abwesenheit vom Amtsort, an herausgehobener Stelle für den gotischen Dombau in Meißen mitverantwortlich, als Dekan (1268) und Propst (1276, Regest 124) des Domstifts. Dies ist eine Hauptbau- und Ausstattungsphase, die durch die nach Fertigstellung des Naumburger Westchors hierher übergesiedelte Bauhütte bestimmt wurde. Für Bernhards Person und Familie noch bedeutsamer war die für eine Zisterzienserinnenkirche ungewöhnlich aufwändige Klosterkirche von St. Marienstern in der Oberlausitz (gegr. 1248, Bau der Kirche ca. 1280–96). Für die dreischiffige Hallenkirche mit einfachen, aber durch einen Materialwechsel ausgezeichneten Achteckpfeilern, wird seit langem von einer Verwandtschaft zur schlesischen Zisterzienserkirche Kamenz (Kamieniec Ząbkowicki) ausgegangen.