Die Nachbarn I: Das schlesische Bistum Breslau
Breslau als Gnesener Suffraganbistum
Eine erste für Smogorzów (Schmograu) bei Namslau und das 10. Jahrhundert überlieferte Bistumsgründung gilt als unbelegt. Seit der Eroberung durch Fürst Mieszko I. (amt. 960–92) gehörte Breslau (Wrocław) zum Herrschaftsbereich der sich später verzweigenden Piasten-Dynastie. Das Bistum wurde am 15. März 1000 im Akt von Gnesen unter König Boleslaw I. Chrobry (reg. 992/1000–1025), Kaiser Otto III. (reg. 983/96–1002) und Papst Silvester II. (amt. 999–1003) als Suffragan der neuen Kirchenprovinz Gnesen gegründet.
1041 saß der Bischof in der sicheren Burg Ryczyn (Ritschen) im Las Ryczyński bzw. Las Odrzański (Oderwald) östlich von Ohlau (Oława); deren Ersterwähnung findet sich aber erst in der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag (1093).
Sakralbauten auf der Dominsel seit dem 10. Jahrhundert
Die Dominsel von Breslau, Anfangs vor allem Ort der herzoglichen Burg an der Oderfurt mit mehreren Kapellen, ist reich an sakralen Bauten, in deren Zentrum die Domkirche St. Johannes der Täufer steht. Der heutige Bau wurde im 13. (Chor) und 14. Jahrhundert errichtet. Nach den Forschungen von Edmund Małachowicz besaß er vier vorromanische bzw. romanische Vorgängerbauten, für die archäologische Befunde festgestellt werden konnten, beginnend mit einem Saalbau des 10. Jahrhunderts. Beim vierten, romanischen Bau, errichtet unter den Bischöfen Walter (amt. 1149–69) und Siroslaus (amt. 1170–98), wurde gegenüber den Vorgängerbauten die axiale Ausrichtung nach Osten leicht nach Süden verschwenkt. Auf diesen vierten Bau bezog sich der bedeutend längere, in aktuellen hochgotischen Formen nach dem Mongolensturm 1241 unter Bischof Thomas (amt. 1232–68) errichtete Umgangschor wie er heute noch besteht.
Seit 1335 ist Schlesien festes „Nebenland“ der böhmischen Krone. Seitdem waren die Beziehungen nach Prag enger als zuvor, auch wenn der Versuch, die Diözese Breslau aus der Kirchenprovinz Gnesen zu lösen und Prag zu unterstellen, scheiterte.