Prag als Mainzer Suffraganbistum

Das Bistum Prag wurde zwischen 967 und 976 als Suffragan des Erzbistums Mainz gegründet (Regest Nr. 11). Warum es diesem Erzbistum und nicht einem der geographisch näher gelegenen (Magdeburg oder Salzburg) unterstellt wurde, wird in der Forschung weiterhin diskutiert.

Diese neue Zuordnung ist als Kompensation für den deutschen Primas zu verstehen, der die Gründung der Kirchenprovinz Magdeburg hatte akzeptieren müssen. Zunächst war der Prager Bischof für ganz Böhmen, Mähren und Schlesien zuständig. Im Jahre 1000 verkleinerte sich sein Einfluss, da in diesem Jahr das Erzbistum Gnesen gegründet wurde, dem nun Schlesien und Kleinpolen zugeordnet wurden.

Zahlreiche Sakralbauten auf dem Hradschin

Auf dem Prager Burgberg bestanden schon vor der Bistumsgründung mehrere Sakralbauten, unter anderem eine kleine Marienkirche, deren Reste heute unter dem Westflügel der Burg zu finden sind. Zur ersten Prager Bischofskirche wurde die ebenfalls bereits bestehende Rotunde des hl. Veit ausgewählt. In ihr war auch der 929 oder 935 ermordete Fürst Wenzel in einer eigens angebauten Apsis auf der Südseite beigesetzt worden. Dieser Bau wurde zu einem Fixpunkt der romanischen wie der gotischen Kathedrale (Grundsteinlegung 1344) und ist bis heute in seiner unter Kaiser Karl IV. und dem Dombaumeister Peter Parler gefundenen Form einer der bedeutendsten Erinnerungsorte böhmischer Geschichte.

Die drei Dombauten in Prag unterschieden sich untereinander stark: Anstelle der Veitsrotunde wurde ab 1060 eine doppelchörige Basilika errichtet. Darin folgte Prag dem Typus des Mainzer, Bamberger oder Eichstätter Doms, also Bauten der Kirchenprovinz Mainz, zu der es gehörte. Mit der Erhebung zum Erzbistum 1344 wurde der Neubau im Stil aktueller (süd-)französischer Hochgotik unter dem Architekten Matthias von Arras mit einem Umgangschor mit Kapellenkranz begonnen. Da er im Mittelalter nicht vollendet wurde, ist unbekannt, wie der Westabschluss damals gedacht war, vermutlich aber im Sinne der französischen Architektur mit einer Doppelturmfassade.