Kaiser Karls IV. (reg. 1346/55–78) Bestrebungen, seine Macht im Meißnischen Gebiet auszuweiten, führte zur Ernennung eines böhmischen Bischofs, Johann von Jenstein (amt. 1376–78), im Bistum Meißen (Regest 167). Dies verschlechterte zeitweilig das Verhältnis der Wettiner zu den Luxemburgern, das zuvor durch eine dynastische Verbindung gefestigt worden war. 1358 hatte sich Markgraf Wilhelm I. der Einäugige (1343–1407) mit Karls IV. Nichte aus dem mährischen Zweig der Luxemburger, Elisabeth (1355–1400), verlobt. Die Ehe wurde 1366 vollzogen, wobei Elisabeth eine Mitgift erhielt, die geeignet war, die böhmischen Lehensbesitzungen nördlich des Erzgebirges zu ergänzen. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern war unter Karl also zeitweilig eng, vor allem deswegen, weil der Kaiser und böhmische König in der überlegenen Position war.

Wilhelm war aber dennoch (nicht zuletzt aufgrund seiner guten Kontakte zu allen Mitgliedern der auch untereinander zerstrittenen Luxemburger) in der Lage, die eigene wettinische Position auszubauen und zu verdichten. Unter König Wenzel IV. (reg. 1376–1400 im HRR, 1363–1419 in Böhmen) „bröckelte“ das Verhältnis zwischen Meißen und Böhmen. Markgraf Wilhelm begann, seine Position auch mit kriegerischen Mitteln wieder zu stärken. Dies wird anschaulich in der (Rück-)Gewinnung vormals böhmischer Besitzungen, von denen die bekanntesten Pirna und Königstein sind.

Kunst als Spiegel der politischen Verhältnisse und Ambitionen

Wilhelm I. verlegte die wettinische Grablege für sich und seine Frau in den Meißener Dom, und zwar direkt in den Hauptchor, unter die Figuren der kaiserlichen Stifter (Otto I. und Adelheid) und Dompatrone (Johannes Ev. und Donatus). Das Westportal des Domes erhielt mit der Darstellung der Heiligen Drei Könige ein herrscherliches Programm, das beidseits von der Wiederholung der Dompatrone gerahmt wird.

Das ebenfalls figurengeschmückte und etwas später ausgestattete Südportal, das in Richtung Bischofspalast gerichtet war, dürfte die bischöfliche Position spiegeln: Thimo von Colditz (amt. 1399–1410) war zugleich secretarius und consiliarius König Wenzels IV.

Die Nähe zu dem im Römischen Reich abgesetzten König ist sicher eine gute Begründung für den starken Einfluss böhmischer Kunst des „Schönen Stils“ auf die Skulptur des genannten Portals und in der Folge auch auf Retabelstiftungen in der Diözese Meißen. Dies ist die Zeit, in der die Verhältnisse um das Bistum Meißen derart in der Schwebe waren, dass die Kurie in Urkunden von 1399 und 1405 dessen Exemption bestätigte (Regesten 186, 192). Die Loslösung aus der Kirchenprovinz Magdeburg war wiederum ein lange gehegtes Ziel luxemburgischer (insbesondere karolinischer) Kirchenpolitik gewesen. Thimo weihte 1401 den Dom, versuchte aber zugleich die rechtliche Unabhängigkeit des Bischofs durch räumliche Trennung zu erreichen und residierte, wenn er überhaupt in seiner Diözese anwesend war, gern auf Burg Stolpen.