Das Projekt am GWZO

Ein Zentrum der Forschungen bilden die Herrschafts- und Bischofssitze Prag und Meißen. Bis zur Reformbewegung des Jan Hus und den nach dessen Verbrennung in Konstanz aufflammenden Hussitenkriegen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, entstand eine in den Grundzügen beständige, sich aber stetig weiterentwickelnde, kulturell reiche Region. Die engen, auch personellen Verbindungen zwischen den Regionen  (Markgrafschaft Meißen, Lausitz, Schlesien, Mähren, Böhmen) und wichtige kulturelle Hervorbringungen in Architektur und Kunst sollen auf aktuellem Stand dargestellt werden.

 
 

Von der Gründung des Bistums Prag bis zur hussitischen Reformbewegung. Entstehung und Entwicklung des sächsisch-böhmischen christlichen Sakralraums 973–1407
Das vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) finanzierte Forschungsprojekt dient der Aktualisierung des Forschungs- und Kenntnisstandes über eine kulturelle Kernregion Europas mit hoher Strahlkraft insbesondere ins östliche Mitteleuropa. Die Zeit um die erste Jahrtausendwende kann als eine Phase gelten, in der das bis dahin auch religiös noch unabhängige Mitteleuropa der heutigen Staaten Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn in das sich erweiternde Lateineuropa integriert wurde. Eine wesentliche Grundlage dafür bildete die Gründung kirchlicher Verwaltungsstrukturen, insbesondere der Bistümer als übergeordneter Organisationsform, der Dekanate, Klöster und Pfarreien untergeordnet waren. Die Bischofssitze entstanden in enger, auch räumlicher, Verbindung mit weltlichen Herrschaftsstrukturen.

Geplant ist, die Ergebnisse in Form einer Online-Präsentation sowie einer in Ausstellung mit originalen Stücken des Prager Domschatzes in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) im Frühjahr 2023 zu präsentieren. Die Kooperation der Projektpartner – des GWZO und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (AV ČR) – ermöglicht die Festigung und Intensivierung der internationalen Vernetzung in den drei Nachbarländern Tschechien, Deutschland und Polen.

https://www.leibniz-gwzo.de/de/forschung/mensch-und-umwelt/grenzen/saechsisch-boehmischer-sakralraum.

Team

Dr. des. Carina Damm

Historikerin, Skandinavistin und Romanistin, studierte an den Universitäten Leipzig, Bilbao und Göttingen. 2023 Promotion zum Bild der Elb- und Ostseeslaven in den nordischen Quellen des Mittelalters. Arbeitsschwerpunkte sind Vernetzungen und Kulturtransfer zwischen Skandinavien und dem östlichen Europa im frühen und hohen Mittelalter, Umwelt- und Klimageschichte des hohen und späten Mittelalters in Nordeuropa sowie wikingerzeitlicher Sklavenhandel und Wirtschaftsgeschichte des frühen Mittelalters. Technische Umsetzung der Ergebnisse im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum.

 

Dr. Markus Hörsch

Kunsthistoriker, seit 2002 immer wieder Wiss. Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Mitherausgeber und Redakteur der Reihe Studia Jagellonica Lipsiensia und zahlreicher anderer Publikationen, erforscht künstlerische und historische Wechselbeziehungen in der europäischen Architektur und Kunst des Hohen und Späten Mittelalters, zudem rekonstruiert und deutet er Funktionszusammenhänge von kirchlichen und weltlichen Raumausstattungen dieser Epochen. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum.

 

Dr. Jakub Izdný

Historiker und Slavist, studierte und promovierte an der Karlsuniversität Prag. 2020 Promotion zur heiligen Ludmilla als Fürstin und Heilige. Forschungsschwerpunkte sind neben der Hagiographie die Geschichte der Christianisierung im europäischen Mittelalter, die Geschichte des benediktinischen Mönchtums, frühmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte und die Geschichte des mittelalterlichen Zentraleuropa, besonders Böhmens und Ungarns. Im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum Bearbeitung der tschechischsprachigen Regesten und Bibliographie.

 

Prof. i.R. Dr. Christian Lübke

Slawist und Historiker, zwischen 2007 und 2021 der Direktor des GWZO und Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig, Arbeitsschwerpunkte u.a. die mittelalterliche Geschichte des östlichen Europa, die Geschichte der Germania Slavica, die Beziehungsgeschichte zwischen Deutschland, Polen und Russland und die Geschichte der Mobilität im Mittelalter. Projektleiter im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum.

https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/alumni/christian-luebke

 

Dr. Jana Mařiková-Kubková

Archäologin, Studium der Arachäologie und Kunstgeschichte in Prag, Paris und Brünn. Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Mařiková-Kubková lieigen in der spätantiken und frühmittelalterlichen Sakralarchitektur, mittelalterlichen Bautechnologien, der Geschichte der Archäologie und der Wissenschaftskommunikation. Im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum Sammlung der archäologischen Objekte aus der Prager Burg.

 

Dr. Christian Oertel

Historiker, studierte und promovierte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2014 Promotion zum Kult des heiligen Erik im mittelalterlichen Schweden. Danach folgten zwei PostDoc-Projekte an der Universität Erfurt zum böhmischen und deutschen König Wenzel IV.: zu dessen historiographischem Nachleben und zu seiner Herrschaftspraxis. Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Oertel liegen räumlich im mittelalterlichen Ostmitteleuropa und Skandinavien sowie thematisch in der Erforschung von Heiligenkulten und der Kulturgeschichte des Politischen (vor allem mittelalterliche Formen des Regierens). Mehrere seiner Veröffentlichungen befassen sich auch mit geistlichen Orden (Deutscher Orden, Dominikaner). Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt zum sächsisch-böhmischen Sakralraum.